Alltag und Freizeit

Die Anfangszeit nach dem Ankommen in Deutschland ist für viele Geflüchtete von Unsicherheiten geprägt. Hier kann es helfen, Erstorientierung über persönliche Begegnungen oder Informationsmaterialien zu schaffen. Zudem ist es für Geflüchtete häufig nicht leicht, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, da rechtliche Beschränkungen (>>Ausbildung und Arbeitsmarkt) oder mangelhafte Sprachkenntnisse vielfach Zugangshemmnisse darstellen. Die daraus entstehende Langeweile und Untätigkeit stellen viele betroffene Personen vor Herausforderungen. Hier können Ehrenamtliche helfen, wenn sie Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, wie die Teilnahme am Sport in örtlichen Vereinen, Ausflüge oder kulturelle Aktivitäten, organisieren. Wichtig bei allen Aktivitäten ist selbstverständlich, die Bedürfnisse der Geflüchteten (z.B. im Hinblick auf Ruhe und Privatsphäre) sowie die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren und danach zu handeln (>>Selbstsorge in der Flüchtlingsarbeit und >>Interkulturelle Kommunikation in der ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten).

Erstorientierung

Es gibt zahlreiche Hilfen zur Orientierung in Deutschland. Dies sind einige davon:

  • Der RefugeeGuide wird auf 17 Sprachen angeboten. Er enthält Informationen zum Alltag in Deutschland und dem Zusammenleben.
  • Das Handbook Germany bündelt mehrsprachige Informationsangebote für Geflüchtete und Neuzuwanderer.
  • Die Deutsche Welle hat auf ihrer Homepage eine Übersichtsseite „Erste Schritte in Deutschland“ erstellt.

Ehrenamtliche können Geflüchtete auf verschiedene Arten beim Ankommen in Deutschland unterstützen. Sinnvoll kann es z. B. sein, Erstbesuche bei neu ankommenden Flüchtlingen zu machen, um die Initiative vorzustellen und erste Informationen über die Stadt oder den Ort weiterzugeben. Einige Arbeitskreise haben auch Stadtpläne oder Übersichtspläne über die wichtigen Orte in ihrer Stadt entwickelt. Auch kann es sinnvoll sein, WillkommenspatInnen zu benennen, die sich um neu angekommene Geflüchtete kümmern.

Geflüchtete in Vereinen

Es gibt viele Möglichkeiten, Geflüchtete an kulturellen, sozialen und sportlichen Aktivitäten teilhaben zu lassen. Örtliche Vereine können Informationen darüber geben, wie sich Geflüchtete mit ihren Interessen und Fähigkeiten einbringen sowie Menschen mit ähnlichen Interessen treffen können. Über das Bürgeramt oder die Internetseite Ihres Wohnortes können Sie herausfinden, welche Vereine es in Ihrer Nähe gibt. Sie können die Geflüchteten auch ermutigen, aktiv auf Vereine zuzugehen und dabei bei Bedarf unterstützen.

Geflüchtete in Sportvereinen

Sportliche Aktivitäten können sich gut dazu eignen, Kontakte aufzubauen. Auf dem Internetportal www.sport-in-bw.de können Sie sich konkret über ortsansässige Vereine informieren. Ehrenamtlich können Sie hier beispielsweise unterstützen, indem Sie bei der Kontaktaufnahme mit den Vereinsverantwortlichen helfen oder zu Probetrainings begleiten.

Über den Landessportbund gibt es zwei überregionale Ansprechpartner im Programm „Integration durch Sport“, die ehrenamtliche VereinsvertreterInnen in Bezug auf die Integrationsarbeit im Sport unterstützen. Auch in den jeweiligen regionalen Sportbünden, z.B. dem Württembergischen Landessportbund, gibt es entsprechende AnsprechpartnerInnen. Der Württembergische Landessportbund hat auch einen entsprechenden Leitfaden herausgegeben (Württembergischer Landessportbund, 2017: Leitfaden für Sport mit Geflüchteten. Arbeitshilfe zur Planung und Umsetzung von Sportangeboten mit Geflüchteten). Hinweise zur Eingliederung von Geflüchteten speziell in Fußballvereine gibt der Deutsche Fußball-Bund (DFB, August 2016: Fußball mit Flüchtlingen).

Informationen zum Versicherungsschutz in Sportvereinen können beim Württembergischen Landessportbund abgerufen werden (Württembergischer Landessportbund, Versicherungsschutz von Geflüchteten im Sportverein).

Sonstige Freizeitgestaltungsmöglichkeiten

Der Besuch von kulturellen Veranstaltungen ist eine weitere Möglichkeit für Geflüchtete, am sozialen Leben teilzuhaben. Als Ehrenamtliche/r können Sie geeignete Veranstaltungen ausfindig machen und die Geflüchteten ggf. dazu begleiten. Sie können außerdem versuchen, kostengünstige Eintrittspreise zu verhandeln oder Spenden zu sammeln, um günstige bzw. kostenlose Veranstaltungsbesuche zu ermöglichen.

In Bezug auf die Planung von Freizeitgestaltungsangeboten gibt es mittlerweile einige Informationsmaterialien für Haupt- und Ehrenamtliche, z. B. folgende Veröffentlichung: Naturfreunde Internationale, November 2016: Gemeinsam aktiv - Freizeitaktivitäten mit geflüchteten Menschen partizipativ gestalten. Hintergrundinformationen und Good-Practice-Beispiele für FreizeitanbieterInnen und PädagogInnen.

Engagement von Geflüchteten

Bei allen Ideen, die Sie als Ehrenamtliche für die Freizeitgestaltung der Geflüchteten haben mögen, vergessen Sie bitte nicht, dass Geflüchtete (natürlich ebenso wie Menschen ohne Fluchthintergrund) bestimmte individuelle Interessen und Gewohnheiten haben, die respektiert werden sollten, selbst wenn Sie vielleicht nicht den eigenen Vorstellungen von Freizeitgestaltung entsprechen. Geflüchtete bringen eventuell aus ihrem Herkunftsland Interessen mit, die sie hier weiter ausleben und entwickeln möchten. Wenn Sie davon erfahren, können Sie die betroffene Person hier unterstützen — vorausgesetzt, dies ist gewünscht.

Einige Geflüchtete engagieren sich in MigrantInnenvereinen. Informationen über die bestehenden Vereinigungen gibt das Forum der Kulturen Stuttgart, das als Dachverband interkultureller Vereine und Einrichtungen fungiert. Darüber hinaus gibt es einige Selbstorganisationen geflüchteter Menschen in Baden-Württemberg, z.B. Refugees4Refugees.

In diesem Kontext spielt auch das Thema „Einladungen“ eine Rolle. Es ist sinnvoll, sich möglichst früh zu überlegen, wie man mit Einladungen von Geflüchteten umgehen möchte, wie viel Nähe man zulassen möchte und mit wem man wie viel Zeit verbringen möchte. Mehr Informationen hierzu finden Sie unter >>Selbstsorge in der Flüchtlingsarbeit.

Feste feiern

In allen Religionen und Kulturen gibt es Feste und Feiertage. Sie können die Menschen, die Sie unterstützen, fragen, welche Feste sie gerne feiern, und anbieten, gemeinsam einzelne Feste zu feiern. Einen Überblick über die Feste in unterschiedlichen Kulturen/Religionen bietet der interkulturelle Kalender des Bundesamtes.

Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche

Insbesondere für Kinder und Jugendliche sind altersgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten zentral. Dafür eignen sich vor allem die zahlreichen Vereine, Stadtteil- und Jugendtreffs, Familienzentren sowie spezielle Kinder- und Jugendvereine mit ihren unterschiedlichen Freizeitangeboten. Zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben (z.B. Aktivitäten in Vereinen, Musikunterricht, Freizeiten) stehen über das Bildungs- und Teilhabepaket Fördermöglichkeiten zur Verfügung, hierfür muss ein Antrag gestellt werden (>>Sozialleistungen für Flüchtlinge).

Eine Broschüre des BUND Radolfzell beleuchtet die Möglichkeiten, Flüchtlingskindern Erfahrungen in der Natur zu ermöglichen (BUND Radolfzell, Februar 2017: Raus in die Naturzeiten für und mit Flüchtlingskindern".