Flüchtlingsarbeit in Baden-Württemberg

Wenn das nicht zum Nachmachen anregt – Tipps zum Spendensammeln aus Inzlingen

„Inzlingen packt (es) an“ ist eine jährliche Aktion dieser Dorfgemeinde in der Nähe von Lörrach. Vitus Lempfert vom „Arbeitskreis Miteinander“ berichtet im Folgenden, wie die Gemeinde Spenden gesammelt hat. Er gibt Tipps für ähnliche Aktionen, die ggf. auch anderorts in Baden-Württemberg Wirkung zeigen können. Vielleicht schon bei der ein oder anderen Weihnachtsaktion.

Wie wurde die Idee, Flüchtlinge, vor allem beim Spracherwerb, zu unterstützen, in die Tat umgesetzt? Wir zitieren hier die beiden Initiatorinnen Anette Ritter-Schreitmüller und Valeska Rüsch:

„Wir haben überlegt, für welchen Zweck in diesem Jahr Spenden gesammelt werden sollen. Aktuelle Situation? Die vielen neuen Flüchtlinge und ihre Hilflosigkeit. Wichtig beim Vorgehen waren uns folgende Fragen:

  1. Wie kann man es für die Menschen „persönlich“ machen, z.B. indem sie den Namen des Spenders kennen. Es ist wichtig, dass die Menschen ein Symbol für ihre Spende haben: Wir entschieden uns für einen Weihnachtsstern mit Namen des/der Spender/in (und freiwillig mit der Spendensumme), der beim Weihnachtsfest in den Baum gehängt wird.

  2. Zeitpunkt der Spendenaktion: In der Vorweihnachtszeit sind die Menschen spendenfreudiger.

  3. Stadt/Gemeinde (Bürgermeister, Gemeinderat) mit ins Boot holen: Das macht eine Aktion der ganzen Stadt/Gemeinde daraus. Es wurden Kindergärten, Schulen, Vereine, Kirchen (z.B. dort die Jugendgruppen), Geschäftsleute, Institutionen und die ganze Bevölkerung informiert. Sprecht die potentiellen Unterstützer persönlich an. Verkündigt offiziell, wer die Aktion unterstützt, dann werden es immer mehr...

  4. Werbung ist wichtig: Flyer, Plakate, Banner, Zeitungsberichte, soziale Medien, Emails …

  5. Wichtig ist auch: Alle wirken aktiv mit, gebt ihnen das Gefühl, dass es auch ihr Projekt ist. So sammeln z.B. Vereine an der Weihnachtsfeier oder überlegen sich eigene Aktionen wie Benefizkonzerte und vieles mehr.

  6. Ein Fest mit allen gemeinsam veranstalten (mit Bewirtung und musikalischen Beiträgen von verschiedenen Gruppen der Gemeinde). Das stärkt noch mehr das Gemeinschaftsgefühl und bringt Umsatz, v.a. wenn die Geschäftsleute vor Ort Getränke und Essen spendieren.

  7. Pressearbeit: Lokalredaktionen begleiten die Aktion und Berichten; wir selbst berichten im Gemeindeblatt o.ä. Wichtig ist auch, den Spendenstand während der ganzen Aktion bekanntzugeben.

  8. Transparent machen, was genau mit den Spendengeldern passiert. Eventuell auch zu einem späteren Zeitpunkt von den Dingen berichten, die durch die Spenden möglich geworden sind.

  9. Während der ganzen Aktion: nicht müde werden, jedem Einzelnen zu erklären, warum die Aktion wichtig und eine Unterstützung des Projektes sinnvoll ist.“

Und dies ist das Ergebnis: Bei dieser Aktion hat Inzlingen, diese kleine Gemeinde von 2480 Einwohnern, 11.000 € (!) Spendengelder für Flüchtlinge gesammelt. Das Geld wurde dem Asyl-„Arbeitskreis Miteinander“ e.V. Kreis Lörrach zur Verfügung gestellt mit der Auflage, es vornehmlich für Sprachförderung einzusetzen. Natürlich ist die Summe enorm, und dennoch stach bei dem Weihnachtsfest, an dem fast das ganze Dorf beteiligt war, noch mehr der Stolz heraus, die Herausforderung durch Tatkraft anzupacken und ihr Gelingen dadurch positiv zu beeinflussen. Das war aktives Handeln - auch als Antwort auf die zunehmend aggressiven Parolen und Taten gegen Flüchtlinge. Man konnte es spüren: Inzlingen war stolz auf sich selbst. Macht so etwas nicht Mut?

Der „Arbeitskreis Miteinander“ berichtet laufend, was mit dem Geld geschieht. Ein großer Teil der Summe wurde für die Gründung des TraumaNetzwerks Lörrach verwendet, das Therapiemöglichkeiten für die Menschen vor Ort bereitstellen soll.

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