Afghanistan-Fachtag stößt auf enormes Interesse

Es war die größte Tagung, die der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg jemals veranstaltet hat: Über 230 Personen haben am 3. Dezember am Fachtag „Afghanistan – sichere Rückkehr“ im Stuttgarter Willi-Bleicher-Haus teilgenommen. „Wir freuen uns, dass unsere Veranstaltung auf so großes Interesse stößt, aber der Anlass ist ein trauriger“, sagte Seán McGinley, Geschäftsführer des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg bei der Begrüßung in Anspielung auf den Umstand, dass unter den Teilnehmenden sehr viel Personen waren, die Geflüchtete aus Afghanistan betreuen und angesichts der zunehmenden Ablehnung von Asylanträgen und der bevorstehenden Abschiebungen sehr besorgt sind.
Die Teilnehmenden hörten Beiträge von Jama Maqsudi (Deutsch-Afghanischer Flüchtlingshilfeverein) zur Geschichte Afghanistan, vom Journalisten Ahmad Samir Bayat über die aktuelle Lage in Bezug auf Politik, Sicherheit und Menschenrechte, vom Tübinger Rechtsanwalt Manfred Weidmann und der Ethnologin Friederike Stahlmann von der Max-Planck-Gesellschaft über die aktuelle Entscheidungspraxis des BAMF und die Diskrepanzen zwischen den offiziellen Argumenten, mit denen eine Rückkehr nach Afghanistan als zumutbar erachtet wird und den gesellschaftlichen Realitäten vor Ort. Zum Abschluss gab es einen Block über Selbstorganisation unter anderem mit Vertreter*innen von Jugendliche ohne Grenzen und der Afghan Refugees Movement aus Frankfurt.
Dies war auch die erste Tagung, die durchgängig zweisprachig war - ein Team von Dolmetscher*innen sorgte dafür, dass sämtlich Redebeiträge von Deutsch oder Englisch in Dari übersetzt wurde, damit auch die zahlreichen anwesenden Geflüchteten aus Afghanistan vollwertig an der Tagung teilnehmen konnten.
Das Feedback war absolut positiv und wir haben auf jeden Fall das Gefühl, mit dieser Veranstaltung das Nerv der Zeit getroffen zu haben. Auch für die Vorträge und die Organisation gab es viel Lob.
Angesichts der überwältigenden Resonanz konnten nicht alle Interessierten an der Tagung teilnehmen. Für diese Personen – und für die Anwesenden, die die umfangreichen Informationen des Tages nochmal in Ruhe rekapitulieren möchten – sollen Informationen online veröffentlicht werden. Ein Teil der Beiträge wurde gefilmt und kann im neuen Youtube-Kanal des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg eingesehen werden. Von dem Beitrag von Friederike Stahlmann und Manfred Weidmann werden schriftliche Unterlagen nachgereicht und auf der Website des Flüchtlingsrates hochgeladen, sobald sie vorliegen.